ein Leben nach WoW

Was macht ein WoW-Charakter eigentlich, wenn er 60 geworden ist? Seit dem ich im Oktober mit meiner Magierin endlich Level 60 erreicht habe, bin ich spielerisch an einem Totpunkt angelangt. Keine Quests mehr. Keinen Bedarf mehr schrottiges T-0 zu farmen, keine Lust viele Stunden lang oder mit viel Gold den Ruf zu steigern, oder ständiges „Manaopfer“ im PvP zu sein. Und keine Lust sehr viele Male 4-6 Stunden im Raid zu hängen, um mir mit 20 oder 40 anderen Leute ein episches Item zu holen, dass nur mit 2% droppt und ich mir auch noch gegen 2-5 andere erwürfeln/ersteigern muß. Twinken und die ganze Scheisse noch mal von vorne beginnen? Nein danke. Dafür war der Weg zur 60 zu steinig und stellenweise zu frustgeladen.

Auch mit Burning Crusade hätte sich das nicht grundlegend geändert. Es hätte sicherlich sehr viel Spaß gemacht mit den Freunden aus der Gilde auf 70 zu leveln, aber danach wäre die selbe Situation eingetreten wie mit 60. Neue Instanzen, neue Epic-Items aber der selbe spieleriche Totpunkt. Und das ist auch der Grund warum ich BC Anfang Januar zum zweiten Mal abbestellt habe und dem guten Geld (für das bisher erlebte) nicht noch schlechtes für das BC-Addon hinterher geworfen habe.

BC wurde dann veröffentlicht, und der von mir befürchtete Servereinbruch blieb aus. Stattdessen ein hohes Maß an Verwirrung: ich kam nicht man an die Infos auf der Webseite ran. Schneesturm hatte einfach mal so die Webseite abgeschaltet und durch eine Seite ersetzt, wo man BC entweder kaufen oder registrieren konnte. Alte Kunden – unerwünscht. Extrem penetrant, wie Schneesturm versucht BC an den Mann zu bringen. Auf dem Gameserver sah’s nicht viel besser aus: gähnende Leere in Ironforge (nein, ich weigere mich es Ei***schmiede zu nenne), alle sind schon in der Scherbenwelt oder fliegen in Dalaran herum. Als Nicht-BC-ler kommt man sich ziemlich alleingelassen und verarscht vor. Danke Schneesturm. Aber so ist es halt, wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.


Nachtrag Ende Februar 2007

Seit ich mit WoW aufgehört habe, habe ich endlich wieder mehr Zeit für die wichtigen Sachen im Leben. Finde endlich die Zeit liegendgebliebene Sachen aufzuarbeiten, finde Zeit für mich und meine Freunde und geniesse es mein Leben nicht mehr nach dem Spiel ausrichten zu müssen. MMORPG können ja so hinterhältig sein: erst fesseln sie einen mit Abenteuern, dann lernt man echt nette Gleichgesinnte kennen, schließt Freundschaften, von denen man sich später umso schwerer wieder trennen kann.

In IF wurde es zwar langsam wieder voller, die ersten 70 prollen mit ihrem Flugmount rum, doch meine Motivation näherte sich dem absoluten Nullpunkt. Ich war nur noch im Wochenrhythmus online, stand gelangweilt am Jahrmarkt rum und chattete hauptsächlich mit der Gilde. Heute war es dann endlich so weit und ich habe meinen WoW-Ordner einfach so von der Festplatte gelöscht. Hat auch gar nicht weh getan, fast schon völlig emotionslos. Ich bin froh, daß das Spiel aus eigener Kraft hinter mir gelassen und dem Suchtpotential widerstanden habe.