Baker Street ohne Bäcker

Ich mußte überraschenderweise für einen Monat werktags ins Ausland, was ja nicht all zu oft vorkommt. Diesmal eine zweitägige Schulung im wunderschönen Westen Londons, und drei Wochen wieder in Basel für ein Projekt. Beides schöne Städte, welche für den mageren Ausgang der Reisen entschädigen. Hauptsache mal raus aus dem Büro und rein in die große, weite Welt; mal was anderes als die eigenen vier Bürowände sehen.

Und der Aufenthalt in London war sehr angenehm und erfrischend. Ich und ein Arbeitskollege waren im Sherlock Holmes Hotel in der berühmt-berüchtigten Baker Street untergebracht, und haben am ersten Abend, direkt nach der Landung erst mal zu Fuß die Gegend ausgekundschaftet. Und sie sieht echt so aus, wie man es aus TV oder Kino kennt: klassische Ziegelwände, rote Türen mit goldenem Beschlag, viktorianische Häuserfassaden. Fast wie im Fernsehen, wenn Tony Blair in der Downing Street No. 10 ein- und ausmarschiert. Kein Wunder, ist sie doch drei Kilometer Luftlinie entfernt. Das Hotel war trotz des guten Namens und des teuren Preises von 170 Euro/Nacht nicht sonderlich edel. Etwas laut, dafür aber mit Fernseher, Minibar und komfortabler Dusche. Insgesamt hat die Firma mal 2500 Euro für jeden von uns beiden springen lassen. We have it yes 😀

Die Schulung war auch nicht sehr anspruchsvoll, nichts, was man sich nicht selbst in zwei Tagen hätte beibringen können. Abends ging’s dann auf ein Bier in die Stadt. Leider mußte ich mich ja an zwei Pines Guiness probieren (eigentlich nur eines, aber das zweite wurde wohl aufgrund von Verständigungsprobleme doch aufgetischt), so daß ich den ganzen Abend heftig mit Schlagseite zu kämpfen hatte. 😀

Das hat dann auch vom relativ schlechten Essen abgelenkt. Halbpension? Fehlanzeige. Wenigstens ne Bäckerei in der Baker Street, wo amn sich morgens vielleicht ein Brötchen kaufen könnte? Fehlanzeige. Herzhaftes Mittagessen? Fehlanzeige. Kulinarisch echt ne Katastrophe. Morgens sind wir schnell in einen Supermarkt und haben uns 08/15 Sandwiches gekauft, die es dort in Massen und an jeder Ecke gibt, quasi als Brötchenersatz. Mittags gab’s oft Fingerfood mit sehr seltsamen asiatischen Gewürzen.

Auffällig waren besonders die Autos, die in Westminster rumfuhren. Da in der Londoner Innenstadt die City-Maut gilt, fahren dort nur entweder die, die es unbedingt müssen, sprich kleine Ford Fiestas und Vauxhalls, oder die, die es sich leisten können. Dementsprechend fuhren viele Nobelkarrossen an uns vorbei. Sehr schöne Autos eigentlich, bis auf die Tatsache, daß sie mit einem Steuer auf der rechten Seite verschandelt hatte. Den Linksverkehr werd ich übrigens nie verstehen. Im Gegensatz zu meinem Arbeitskollegen, der beinah unter die Räder gekommen wäre, wenn nicht ihn nicht zurück gehalten hätte, hätte ich beim Straße überqueren weniger Probleme (einfach dahin schauen, wo das Licht herkommt). Allerdings hab ich im Taxi jedesmal nen Herzkasper bekommen, als der Selbstmörder von Taxifahrer links rum in den Kreisverkehr gefahren ist. 🙂