Die Welt zu Gast beim Weltmeister

Das geilste mal direkt zu Anfang: ich hab mir das Spiel Deutschland – Argentinien auf der Bonner Museumsmeile angeschaut. Es war der Wahnsinn.

 

Eine riesige Menschentraube am Eingang schleust sich durch die Taschenkontrolle hinein und ab zu den Kumpels unters Zeltdach. Eine halbe Stunde nach Anpfiff hat dann mein Adrenalinspiegel zum Alkoholspiegel der übrigen Besucher aufgeschlossen (mußte ja noch fahren, dafür aber nachher auch im Korso 😀 ).

Von da an kein Halten mehr. Johlen und Gegröle, daß die Stimme heiser wird. Auch durch das Gegentor lassen sich die Fans nicht unterkriegen. Wir singen umso lauter und es gibt ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert als die Gauchos wiederholt Zeit schinden. Nach einer halben Stunde Spiel auf ein Tor endlich der erlösende Ausgleich, Bierdusche inklusive. Während des offensiven Spiels der Argentinier in der Verlängerung konnte man die zunehmende Spannung fast schon greifen. Kettenraucher hatten Hochkonjunktur und binnen Minuten hing eine riesige Dunstklocke über der Menge. Während einige schwitzten wie Sau, hatte ich die ganze Zeit ne Gänsehaut und kaute mich vor Anspannung von den Fingernägeln bis zum Schulterblatt hoch.

Und dann Elfmeterschiessen. Ich dachte mein Herz bleibt steh’n. Jedes Tor eine Erlösung, der Jubel grenzenlos. Vor lauter Flaggen und Händen seh ich das 4:3 schon gar nicht mehr. Dann der zweite gehaltene Elfer: es brechen alle Dämme, die Stimme versagt vollends, das Großhirn setzt für einige Minuten aus: Deutschland ist im Halbfinale.

Nach dem Spiel ab in die Stadt mit der U-Bahn. Das die bei dem ganzen Schlagen gegen die Fenster und Abdeckungen und dem Gehüpfe heil geblieben ist, spricht für gute Wertarbeit.

ubahn

In Bonn City angekommen erst mal Nahrungs- und vor allen Dingen Flüssigkeitsaufnahme. Dann zum Bertha. Allerdings hatte die Polizei seit dem Spiel gegen Polen dazugelernt und die Oxfortstrasse komplett gesperrt. Daher schwappt die Stimmung etwas ab. Und trotzdem war die Stadt außer sich: überall bemalte, jubelnde und singende Fans; Engländer in Deutschlandtrikots; Afrikaner, die ihren Urlaub verlängert haben, obwohl ihre Mannschaften schon draußen sind; brasilianische Rhythmen zu denen deutsche Fans tanzen und Party, Party, Party.

Die Stimmung in Bonn und Deutschland generell ist einfach der Hammer. Die Welt zu Gast bei Freuden? Wer hätte noch vor einem Monat gesagt, daß dies ein gutes Motto wäre für uns spießige, stets korrekte und immer meckernde Deutschen? Aber seit dem Eröffnungsspiel hat sich die Stimmung komplette gedreht und reißt alle mit.

Und liebe Argentinier: ihr müßt echt nicht traurig sein. Ihr habt phasenweise besser gespielt, uns mit vielen Toren während der WM erfreut und die deutsche Mannschaft bis ins Elfmeterschießen gefordert. Es ist doch nicht schlimm, gegen den zukünftigen Weltmeister zu verlieren. Bis dahin im Finale, ohoho, Finale, ohohoho.